Tief im Nebel seiner Heimat ist die Herkunft und Frühgeschichte dieses Hundes, den wir auch als Picard kennen. Bei den Recherchen gelangt man recht bald an einen Punkt, an dem man resigniert kapituliert und Willi Schneider, dem bisher einzigen Chronisten in deutscher Sprache, der sich mit der Historie der französischen Hütehundrassen beschäftigt hat, zustimmen muß, der da schreibt: „Folgt man den Spuren des Berger de Picardie, dieses verlorenen Sohnes der französischen Kynologie, so scheint es oft, als läge der Nebel seiner Heimat auch auf den verworrenen Pfaden seiner Geschichte."
    Man nimmt zwar allgemein an, daß der Berger de Picardie eine sehr alte Rasse ist, aber konkrete Hinweise in Form früher Quellen, die uns über seine Herkunft informieren, scheinen nur sehr wenige zu existieren.
    Benion hat in seinem 1866 erschienenen Buch „Les races canines" die beiden Varietäten des Berger bleu de Picardie und des Berger Picard à poil dur, letzterer von „forme et poil du griffon" (griffonartiger Form und Fellbeschaffenheit erwähnt, doch die nachfolgenden Autoren schienen davon nichts gewußt zu haben. Im Traité de Zootechnie speciale du chien (1897 von Cornevin ist jedenfalls ebenso wenig vom Picard die Rede wie in der Revue des Sciences appliquées von 1893, in der der bekannte französische Kynologe der Jahrhundertwende Pierre Mégain, die zu jener Zeit bekannten französischen Hütehundrassen auflistet. Auch der 1896 gegründete Club Francais du Chien de Berger (Französischer Schäferhund-Club) schweigt sich über ihn aus und anerkennt nur den Berger de Beauce und den Berger de Brie.
In Ruhepositionen wirken die Hunde wie streunende Vagabunden, in der Bewegung erst zeigt sich die Eleganz
Dann, auf einmal im Jahr 1898, erweitert Pierre Mégnin seine Liste der französischen „Bergers" um 2 weitere Rassen. Der Naturwissenschaftler Daubenton, der 1799 in Paris starb, bringt den Stich „Französischer Schäfer mit Hund" aus dem gleichen Zeitraum (1780), der einen sitzenden Schäferhund mit langen Stehohren und Andeutung eines kurzen Rauhaarfelles zeigt, der von seinem Schäfer an der Kelle gehalten wird. Dieser Hund hat durchaus Ähnlichkeit mit einem Berger Picard, auch wenn sein Fell insgesamt kürzer erscheint.
    Weitere zeitgenössische Abbildungen deuten daraufhin, daß dieser Hundetyp im 18./19. Jahrhundert im Norden Frankreichs weiter verbreitet gewesen sein muß. Unerklärlich bleibt daher, wieso Mégnin diese Rasse solange entgangen ist. Alle Angaben und Abbildungen deuten daraufhin, daß der Berger de Picardie bzw. dessen direkte Vorfahren mindestens seit dem 16. Jahrhundert als eigener Hütehundschlag im Norden Frankreichs existiert haben müssen. Dabei darf man davon ausgehen, daß alle rauhaarigen Herdenhundrassen (Picard. Laekenois, Bouviers wie auch rauhaariger Holländischer Schäferhund) den gleichen Wurzeln entstammen, wobei der Picard. zusammen mit dem Bouvier des Ardennes, wahrscheinlich den ursprünglichsten Typ darstellt und bewahrt hat.
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