Auf Grund dieses angeborenen misstrauischen Wesenszuges gegenüber fremden Personen, Dingen und Situationen - die im übrigen ebenfalls allen französischen Hütehunden eigen ist - muß man beim Picard ganz besonders darauf achten, daß man den Junghund während der Prägungsphase an alle möglichen Situationen gewöhnt.
   Den größten Fehler, den man machen kann, ist es, den jungen Picard zuviel in Schutz zu nehmen. Viel besser ist es, ihm auf ruhige und gelassene Art gut zuzureden und dadurch Selbstsicherheit zu vermitteln. Niemals sollte man ihn in solchen Situationen auf den Arm nehmen oder streicheln, denn auf diese Weise belohnt und verstärkt man nur sein unsicheres oder ängstliches Verhalten.

Wichtig ist es, den Hund während seiner Jugendzeit soviel wie möglich überall hin mitzunehmen und ihn möglichst vielen fremden, wenngleich vielleicht zunächst etwas furchteinflößenden, Situationen auszusetzen. Zu beachten ist dabei, daß der Hund letztlich immer gute Erfahrungen macht, daß ihm nichts Schlechtes dabei widerfährt. Ein auf diese Weise aufgezogener und geprägter Picard wird später kaum je Probleme bereiten.
Sehr wachsam außerhalb des Hauses
Hart im Nehmen, spendabel im Geben
Was seine Bezugspersonen anbetrifft, so ist er diesen treu ergeben, vergöttert sie, ohne aufdringlich zu sein. Er ist kein Lästling, der permanente Aufmerksamkeit heischt. Vielmehr ist er auf eine angenehme Weise stets präsent und hält Kontakt, ohne aufzufallen. Er verhält sich ruhig, solange nichts los ist, ist aber jederzeit bereit, sobald „Action" angesagt ist - sei es ein wildes Spiel, ein Spaziergang oder das Läuten der Türglocke oder auch nur eine zünftige Schmusepartie. Mit Angenossen und anderen Tieren des Haushalts verhält er sich bei entsprechender Prägung friedlich, weiß sich aber durchaus zu wehren, wenn es angebracht ist. Gleichgeschlechtliche Artgenossen werden, besonders auf eigenem Territorium, nicht immer gern geduldet.
   Körperlich ist der Picard ein harter Hund mit einer hohen Schmerzschwelle. Was seine Psyche anbetrifft, so gilt das Bild von der „harten Schale mit dem weichen Kern". Überhärte und grobe Behandlung machen ihn stur und widersetzlich. Er ist sensibel und einfühlsam, was Stimmungen und Launen seines Herrn anbetrifft.

Mit seinem zerzausten, Vagabundenhaften Strubbellook, seinen stets aufmerksam aufgerichteten langen Ohren und den funkelnden dunklen Augen mit dem offenen, stets hellwachen, treuen Blick ist der Picard eine nonchalante Erscheinung, ein Hund ohne auffälligen Schnickschnack, aber mit der Ausstrahlung und Eleganz uralten Landadels. Seiner äußeren Gestalt entspricht sein unverbildetes, herzensgutes Wesen. Mit seinem bohèmehaften Charme ist er ein Hund für die ,,Liebe auf den zweiten Blick", kein bequemer Hund, sondern einer, der seinen Menschen einiges abverlangt, aber alles dafür gibt. Wer das richtige Gefühl für den Charakter dieser Rasse hat, findet im Picard einen aparten Gefährten aller erster Klasse, einen Hund von selbstverständlicher Liebenswürdigkeit und großer Loyalität. Er hat in ihm einen echten Freund fürs Leben, der für die, die er liebt, durchs Feuer geht.
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