Ein weiterer, prominenter und publizistisch einflussreicher Mitstreiter, Paul Mégnin (Sohn des berühmten Kynologen Pierre Mégnin und Herausgeber des Fachblattes „L'eleveur"), ist zu ihnen gestoßen. Den vereinten Anstrengungen dieses Dreigestirns ist es zu verdanken, daß man den Picard nun nicht mehr länger totschweigen konnte.
    Am 21. Januar 1925 erkannte der Club Francais du Chien de Berger unter seinem Präsidenten Palyart auf einer außerordentlichen Hauptversammlung einstimmig und offiziell die Existenz des Picards als einer weiteren französischen Hütehundrasse an.
    In den Folgejahren, der Zeit zwischen den beiden Kriegen erlebt der Picard daraufhin einen gewissen Aufschwung, eine kurze Blüte. Zahlreiche Amateurzüchter nehmen sich seiner an, darunter auch ein gewisser Jean Cotté aus Amiens, von dem wir später noch hören werden. Außerhalb seiner Heimat bleibt er jedoch weiterhin so gut wie unbekannt.
"Der Dünne" nennen die Schäfer ihren liebsten Hüter. Er soll kein Gramm Fett zuviel haben
Woher der Name kommt
Der seltenste und unbekannteste Vertreter unter den 4 FCl-anerkannten Hütehundrassen Frankreichs trägt den Namen der Landschaft, aus der er stammt, der Picardie. Die Picardie ist eine Region im Nordosten von Frankreich, die sich nördlich an die lle de France, daß Pariser Becken, anschließt, verwaltungsmäßig zum Departement Somme gehört und geographisch einen Teil der „Plaine du Nord" (deutsch: „Ebene des Nordens") darstellt. Durch die Küstenlaue ist die Picardie eine weitgehend ebene Landschaft, geprägt von ziemlich feuchtem, maritimem Klima mit häufigen Winden, viele Tage des Jahres in Nebel gehüllt und daher wie in verschleiertem Licht erscheinend. In dieser flachen Landschaft war von jeher traditionell die Schaf- und Viehzucht weit verbreitet und zum Hüten der Schafe bzw. zum Treiben des Viehs verwendete man die rauhaarigen picardischen Schäferhunde, die darüber hinaus auch die Funktion von Hofwächtern zu erfüllen hatten. Die picardischen Hunde galten als mutig und waren jahrhundertelang als selbständige, harte Arbeitshunde beliebt und geschätzt. Ihr Typ dürfte zu jener Zeit - lange vor Beginn der Rassereinzucht - noch variiert haben: von leichteren Individuen bis hin zu schwereren, darunter auch solchen, die uns heute wie eine Mischform zwischen Briard und Picard oder zwischen Briard und Bouvier des Flandres anmuten. Alle rauhaarigen stehohrigen Hüte- oder Treibhunde wurden damals in Nordfrankreich als „Picard" bezeichnet. Im angrenzenden französischen Teil von Belgien nannte man sowohl den rauhaarigen Hütehund wie auch den rauhaarigen Viehtreibhund „Bouvior". Und im niederländisch sprechenden Gebiet Belgiens wurden alle rauhaarigen Hunde als „Vuilbaard" (zu deutsch: „Schmutzbart") oder „Pikhaar" (zu deutsch: „Stichelhaar" oder „Stechhaar") bezeichnet. Aufnahmen von frühen Bouviers des Flandres erinnern etwas an einen Riesenschnauzer oder an einen sehr kräftigen, hochbeinigen, dunklen Picard. Aber heutzutage haben diese beiden Rassen nicht mehr allzu viel äußerliche Gemeinsamkeiten.
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