Helfer der Schmuggler • Begleiter der Zöllner
Da die Picardie wegen ihrer Nähe zu Calais und zur belgisch-französischen Grenze auch ein klassisches Schmuggelgebiet war, wurden die rauhaarigen Hunde gern von Schmugglern als Schmuggelhunde und von Zöllnern zur Bekämpfung des Schmuggels eingesetzt. Von Stephanitz (1932) schreibt dazu: „... sie liefen nachts, die zu paschenden Waren um den Leib gewickelt oder in anderer Weise befestigt, ohne Begleiter, Menschen vorsichtig ausweichend, sicher von Grenzdorf zu Grenzdorf, wo sie beim Abnehmer guter Behandlung und Verpflegung sicher waren. Zur Bekämpfung dieses Schmuggels bildeten die Grenzbeamten dann gleichfalls Hunde aus, die ihnen die Schmuggelhunde zutreiben sollten".
Die Schmuggelhunde bekamen meist eine Decke umgebunden, in der sich die Schmuggelware befand. Solch eine Decke war an der Außenseite oft mit scharfen Stacheln versehen, die das Festhalten der Hunde erschweren sollten. Von Belgien aus wurden die Hunde
z.B. vielfach eingesetzt zum Schmuggel der berühmten belgischen Spitze.
Die Hunde wurden hierfür zunächst kahlgeschoren und anschließend mit Spitzen umwickelt. Dann streifte man ihnen ein falsches Fell über. Die Schmuggelhunde waren scharfsinnig und hatten gelernt, einen großen Bogen um alle Uniformträger zu machen. Die Zollbeamten setzten ihrerseits ebenfalls Hunde zur Bekämpfung dieser Schmuggelei ein die, die Aufgabe hatten, Schmuggelhunde aufzustöbern und sie zu stellen. In einem belgischen Zollbericht aus dem Jahr 1907 wird berichtet, daß ein solcher Zollhund in 6 Jahren Dienstzeit an die 400 Schmugglerhunde gestellt und darüber hinaus eine beachtliche Menge Schmuggelware aufgespürt hatte. Mehrere berühmte Fotos aus der Zeit um die Jahrhundertwende, abgebildet in BY-LANDT, zeigen solche kurzhaarigen bis kurzrauhaarigen hochbeinigen Zollhunde, wie sie um das Jahr 1900 herum Verwendung fanden.
Trab ist der bevorzugte Gangart des Picard. So kann er sich stundenlang fortbewegen, ohne zu ermüden
Der 2. Weltkrieg und die Besatzungsjahre 1940-44 machen dann erneut alle bisher geleistete mühevolle Aufbauarbeit zunichte und der Rasse nahezu den Garaus. Nur unter großen Opfern gelingt es, einige Hunde über diese schwere Zeit hinweg am Leben zu erhalten.
   Nun trat Jean Cotte auf den Plan. Bereits vor dem Krieg Picardbesitzer und -enthusiast, begann er, nach Kriegsende auf den Bauernhöfen der Picardie nach überlebenden Hunden zu suchen, die dem Typ des Picard entsprachen. Die typvollsten seiner Findlinge kreuzte er mit Bouviers des Flandres und erhielt so u.a. RADJAH DE LA BOHEME und WAX DE LA BOHEME, die als Stammeltern, als Adam und Eva, unserer heutigen Picards gelten. Mit RADJAH und WAX beginnt unter dem Zwingernamen DE LA BOHEME der Neuaufbau der Rasse. Deren Nachkommen YUCCA und YASMINA DES HAUTS CHESNEAUX brachten BAMBOU, BALSAMINE. BUDLEYA und BRISE. BAMBOU wurde mit seinen 3 Schwestern verpaart. Alle heute lebenden Picards lassen sich zurückführen auf RADJAH und WAX - zumindest auf dem Papier. Denn es sei nicht verschwiegen, daß es etliche Zweifel an der Richtigkeit der Stammbucheintragung aus der Anfangszeit des Neuaufbaus der heutigen Rasse gibt. Im Jahr 1953 wurde ein Club des Amateurs du chien de berger de Picardie ins Leben gerufen. Im gleichen Jahr wurden die ersten 18 Picards ins Französische Hundestammbuch (LOF = Livre des Origines Francais) aufgenommen. Der neugegründete Club organisierte am 27. Juni 1954 in Amiens die erste Spezialschau für Picards. Im Jahr 1956 wurde dann die bis heute bestehende Vereinigung „Les Amis du Berger Picard" ins Leben gerufen, welche 1959 von der S.C.C. anerkannt wurde.
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